Stellungnahme der Veranstalter:innengemeinschaft
Wir – die Tanzproduzent:innen-Konferenz NRW (TPK) - sind ein Zusammenschluss von Tanzveranstalter:innen und Tanzhäusern aus neun Städten (Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Krefeld, Mülheim, Münster, Wuppertal, Viersen) in NRW. Gemeinsam richten wir das biennal stattfindende Festival tanz nrw aus und bilden darüber hinaus ein Netzwerk, das sich für die freie Tanzszene in NRW einsetzt, dieser Sichtbarkeit und Präsenz verleiht und auch bundesweite Kooperationen knüpft.
In dieser Funktion arbeiten wir aufs engste mit NRW-Künstler:innen und freien Tanzkompanien zusammen und gerade haben wir die Exzellenz, Innovationskraft und Vielfalt dieser Szene mit der 10. Ausgabe des Festivals tanz nrw gefeiert, das seit Beginn an durch das Land NRW maßgeblich gefördert wird.
Durch die kontinuierlich hohe Qualität und eine gemeinsame Perspektive gelingt es, die Aufmerksamkeit für das Festival – und damit auch für die Künstler:innen aus NRW – auch über die regionalen Grenzen hinaus zu tragen. Innovation entsteht durch Mut zum Experiment und Vertrauen in die Kunst. Sowohl Veranstalter:innen als auch Künstler:innen tragen entscheidend dazu bei, dass das Festival immer wieder neue Erfahrungen für das Publikum ermöglicht – und dafür ist die Qualität beider (Produktions)Seiten unerlässlich. Diese Qualität wird auch durch eine stabile Förderpraxis ermöglicht. Diese sehn wir momentan gefährdet. Auch die in der TPK vertretenen Kommunen engagieren sich in diesem besonderen Verbund teilweise seit Anbeginn – und bringen gerade vor diesem Hintergrund ihre Solidarität mit der freien Tanzszene zum Ausdruck.
Die kulturpolitischen Entscheidungen, die die freie Tanzszene NRWs bereits im Herbst 2024 mit der Einstellung der Förderungen für die internationale tanzmesse nrw sowie für iDAS NRW empfindlich getroffen haben, sowie die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der mehrjährigen Förderstrukturen beunruhigen uns sehr.
Zwar war die Spitzen- und Exzellenzförderung im Tanz aufgrund der noch andauernden Förderperiode noch nicht Gegenstand der Beschlüsse, jedoch lassen uns die Vorgänge in den Sparten Theater sowie Kinder- und Jugendtheater zutiefst besorgt und alarmiert zurück. Daran ändert auch nichts, dass bei der letzten Sitzung des Landtags einige der angekündigten Sparmaßnahmen abgemildert und angepasst wurden.
Kunstproduktion in den Freien Darstellenden Künsten findet ja in einem komplexen, auf wechselseitigen Abhängigkeiten beruhenden Netzwerk aus Kunstschaffenden, Veranstalter:innen, Partner:innen und der Öffentlichkeit statt. Finanziell möglich wird sie im Wesentlichen durch die öffentliche Hand – auch hier in einem sich oftmals gegenseitig bedingenden Gefüge aus Mitteln der Kommunen, des Landes und des Bundes, wobei der Landesförderung fraglos eine Schlüsselrolle zukommt.
Die in der TPK vertretenden Kommunen und kommunalen Einrichtungen sind dabei ganz unmittelbar von den schwierigen finanziellen Einsparerfordernissen betroffen. Dabei ist zudem nicht davon auszugehen, dass die Kommunen eine fehlende Landesförderung kompensieren könnten.
Wir brauchen nicht zu betonen, dass die Arbeit unserer Kunstform sich nur zu einem sehr kleinen Teil aus frei erwirtschafteten Mitteln speisen kann, da sie nicht auf breite Publika, kommerzielle Trends und Moden abzielt. Sie ist per se kritisch, nicht immer leicht zu konsumieren, will bewusst Reibungen erzeugen, Gewohntes hinterfragen und Erfahrungshorizonte eröffnen. Sie besticht durch Kompromisslosigkeit, Hingabe, Offenheit und den Wunsch, Menschen in Dialog und Austausch zu bringen. Gerade deshalb ist sie vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen unverzichtbar.
NRW-Vorreiterrolle nicht durch Kürzungen aufs Spiel setzen!
Über Jahre hinweg hat sich das NRW-Kulturministerium eine nationale Vorreiterstellung durch ihre durchdachte Förderarchitektur erarbeitet, hat sich für Kunstschaffende und freie Kulturträger eingesetzt und diesen systematisch den Rücken gestärkt. Wir bitten Sie dringend, diese Errungenschaften nicht aufs Spiel zu setzen. Die gesamte Szene ist von den momentan angedrohten Kürzungen betroffen und die Konsequenzen in allen Bereichen wären enorm.
Wir appellieren an Kulturministerin Ina Brandes, die beschlossenen Kürzungen zurückzunehmen und den Erhalt sowie den Ausbau konsistenter, ineinandergreifender Förderstrukturen zu sichern – für die Planungssicherheit von Künstler:innen, Ensembles, Häusern und Veranstalter:innen.
Vonseiten der Unterzeichnenden wird mit Nachdruck auf eine transparente Darlegung gedrängt, wie das Konzept des Kulturministeriums für die Freien Darstellenden Künste – insbesondere im Bereich Tanz – perspektivisch ausgestaltet ist. Wir fordern, offenzulegen, welche inhaltlichen und strukturellen Schwerpunkte vorgesehen sind. Zudem erwarten wir, dass dargelegt wird, wie eine wirksame und nachhaltige Förderung der Freien Darstellenden Künste gewährleistet werden soll. Auch auf eine klare Darstellung der zukünftigen Visionen für diesen Bereich wird nachdrücklich gedrängt.
Für eine starke freie (Tanz-)Szene in NRW!
Daniela Ebert, Theater im Ballsaal und Karel Vanĕk, Tanzgenerator BONN
Ingrida Gerbutavičiūtė und Stefan Schwarz, tanzhaus nrw DÜSSELDORF
Stefan Hilterhaus, PACT Zollverein ESSEN
Slava Gepner, Tanzfaktur KÖLN
Dr. Katharine Leiska und Dorothee Monderkamp, Kulturbüro der Stadt Krefeld / Fabrik Heeder KREFELD
Leonie Arnold, Ringlokschuppen Ruhr MÜLHEIM AN DER RUHR
Till Wyler von Ballmoos, Theater im Pumpenhaus MÜNSTER
Petra Barabasch, Kulturabteilung der Stadt VIERSEN
Dr. Bettina Paust, Kulturbüro Wuppertal // Pascal Merighi und Tusnelda Mercy, Tanzstation Barmer Bahnhof WUPPERTAL
Heike Lehmke, nrw landesbuero tanz